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Ratgeber: Reifenwechsel und Reifenkauf

Steht der Wechsel auf Winterreifen an, ist er mit etwas Vorbereitung schnell erledigt. Ein Überblick, was jetzt wichtig ist.

Foto: Michelin - Der Reifenwechsel steht mal wieder an

Foto: Michelin - Der Reifenwechsel steht mal wieder an

Foto: Pirelli - Auch sportliche Winterreifen auf schicken Felgen sind heute keine Seltenheit mehr

Foto: Pirelli - Auch sportliche Winterreifen auf schicken Felgen sind heute keine Seltenheit mehr

Zweimal im Jahr steht bei vielen Autos der Reifenwechsel an. Auch wer Routine hat, stolpert immer wieder über dieselben Fragen. Hier die kompakten Antworten für den Umstieg auf die Wintervariante.

Wann ist Zeit für den Wechsel?
Die Faustformel „O bis O“ (Oktober bis Ostern) taugt als grober Anhalt, rechtlich bindend ist sie nicht. Maßgeblich sind Wetter und Fahrprofil: Sinken die Temperaturen regelmäßig in den einstelligen Bereich, lohnt der Wechsel – erst recht, wenn mit Reifglätte, Schneematsch oder Eis zu rechnen ist. In Deutschland gilt keine starre Winterreifenpflicht, sondern eine situative: Bei winterlichen Straßenverhältnissen dürfen nur geeignete Reifen gefahren werden (§ 2 Abs. 3a StVO). Allwetterreifen sind dafür nur dann zulässig, wenn sie als wintertauglich gekennzeichnet sind. 

Woran erkenne ich, ob ein Reifen wintertauglich ist? 
Erlaubt und wirklich wintertauglich sind in Deutschland nur Reifen mit dem Alpine-Symbol (3PMSF: Bergpiktogramm mit Schneeflocke) auf der Flanke. Die frühere M+S-Kennzeichnung allein reicht seit 2024 nicht mehr. Ganzjahresreifen sind okay – aber nur, wenn sie ebenfalls das 3PMSF-Symbol tragen. Wer bei Glätte ohne geeignete Reifen fährt, riskiert mindestens 60 Euro Bußgeld und einen Punkt; bei Behinderung mehr.

Wer übernimmt den Wechsel?
Liegt der Radsatz bereits auf Felge, können Geübte mit Wagenheber, Drehmomentschlüssel und passendem Nuss-Einsatz selbst wechseln. Wer unsicher ist oder Reifendrucksensoren (RDKS) neu anlernen muss, bucht besser rechtzeitig einen Termin in der Werkstatt – rund um den ersten Kälteeinbruch wird’s schnell voll.

Wann brauche ich neue Reifen?
Gesetzlich sind 1,6 Millimeter Mindestprofiltiefe vorgeschrieben – für den Winter empfehlen Experten jedoch mindestens 4 Millimeter, weil Bremswege und Traktion sonst deutlich nachlassen. Neben zu stark abgefahrenen Reifen sollten auch zu alte Pneus ausgemustert werden. Der ADAC rät, Reifen spätestens nach sechs bis zehn Jahren zu ersetzen – abhängig von Zustand und Einsatz; Winterreifen eher früher, weil die Mischung über die Jahre verhärtet. Das Produktionsdatum steht auf der Reifenflanke – in Form der vierstelligen DOT-Nummer. Die ersten beiden Ziffern geben den Produktionsmonat an, die letzten beiden das Jahr. 

Wann sind Reifen am billigsten?
Wer auf den Cent schaut, kauft antizyklisch: Winterreifen im Sommer und Sommerreifen im Winter. Dabei muss man aber in der Regel mit Modellen aus dem Vorjahr Vorlieb nehmen, die neuesten Pneus gibt es erst zum Start der neuen Saison. Häufig wichtiger als der minimale Innovationsnachteil: Die Zusatzreifen müssen bis zum Wechsel irgendwo gelagert werden. Dafür braucht man einen geräumigen Keller oder eine eigene Garage. Wer sie nach dem Kauf beim Händler auf den Einsatz warten lässt, zahlt unter Umständen die vermeintliche Ersparnis als Lagergebühr. 

Darf ich Reifen mischen?
Auf einer Achse müssen Größe, Bauart und Profil ähnlich sein; Radial- und Diagonalreifen zu mischen ist tabu. Unterschiedliche Modelle an Vorder- und Hinterachse zu nutzen ist zwar erlaubt, kann aber das Fahrverhalten verändern und ist meist nicht empfehlenswert. Manchmal sind aber die Reifen auf der Antriebsachse schneller verschlissen als auf der anderen. Dann kann es sinnvoll sein, nur zwei neue Exemplare zu kaufen. Sie sollten aus Stabilitätsgründen immer auf die Hinterachse – auch bei Frontantrieb.

Welche Größe passt?
Im alten Fahrzeugschein stehen die Standardmaße unter den Ziffern 20/21 beziehungsweise 22/23, weitere Größen gegebenenfalls im Feld 33. In der „Zulassungsbescheinigung Teil I“ ist meist nur die kleinste Dimension aufgeführt; zusätzliche zulässige Größen finden sich in der EU-Übereinstimmungserklärung (CoC) des jeweiligen Reifens. Reifenportale und Hersteller-Konfiguratoren liefern ebenfalls passende Freigaben – im Zweifel den Fachbetrieb fragen.

Ganzjahresreifen oder Winterreifen?
Ganzjahresreifen gibt es mittlerweile in allen gängigen Größen und vielen Geschwindigkeitsfreigaben. Sie sind - wie der Name schon sagt - für alle Jahreszeiten geeignet, stellen damit aber auch einen Kompromiss dar. Weder im Sommer noch im Winter sind sie so gut wie ihre hochspezialisierten Verwandten. Im Gegenzug sparen sich Nutzer den regelmäßigen Reifenwechsel sowie die damit verbundenen Umstände. Entscheidend für die Wahl ist das eigene Fahrprofil: Wer viel fährt oder oft in die Berge muss, sollte nicht am Reifen sparen. Städter mit wenigen, kurzen Strecken kommen mit guten Ganzjahresreifen zurecht – auf echte Wintertouren sind aber vollwertige Winterreifen die sicherere Wahl. 

Breit oder schmal im Winter?
Breite Reifen sehen schick aus und bringen auf trockener Fahrbahn Vorteile, doch im Winter haben schmalere Formate oft Traktionsvorteile auf Schnee und Matsch, sind weniger anfällig für Aquaplaning und zudem günstiger. Wer viel im Schnee unterwegs ist, fährt daher mit einer schmalen zulässigen Dimension meist besser.

Brauchen E-Autos spezielle Reifen?
Mit wachsender Erfahrung in Sachen E-Mobilität haben die großen Reifenhersteller die einstige Spezialreifen-Strategie für E-Autos mittlerweile hinter sich gelassen. Heute gilt: Ein guter Reifen muss die Anforderungen aller Antriebsarten gleichzeitig schultern. Weil E-Mobile mit ihrer Batterie schwer sind und zudem über viel Leistung verfügen, benötigen sie vergleichsweise große und tragfähige Reifen. So wie es auch bei großen und starken Verbrenner der Fall ist. 

Premium, Zweitmarke oder Billigreifen?
Sehr günstige No-Name-Modelle fallen in Tests regelmäßig durch. Premiummodelle schneiden häufig am besten ab, wenn Automobilclubs oder Medien Reifen testen. Zu den große Marken zählen etwa Michelin, Dunlop, Goodyear und Pirelli. Solide und etwas günstigere Alternativen bieten Zweitmarken großer Hersteller wie etwa Uniroyal von Continental oder Firestone von Bridgestone. No-Name-Billigreifen aus dem Internet oder dem Baumarkt sind in der Regel keine gute Wahl: Bei einem aktuellen Test des ADAC fielen 15 Modelle krachend durch; einige Modelle hält der Club sogar für echt gefährlich. 

Wo kaufe ich am besten?
Autohaus, Reifenhändler oder seriöse Online-Shops mit Montagepartnern – alles ist möglich. Wer online nur „blanke“ Reifen kauft, muss noch eine Werkstatt finden, die sie auf die Felge zieht und auswuchtet. Das können auch talentierte Bastler nicht selbst machen. Bei einigen Onlinehändlern wie Ebay ist die Buchung des Werkstatt-Services nahtlos in den Kaufvorgang integriert. Nach Auswahl und Bestellung der gewünschten Reifen können Kunden aus mehreren Partnerwerkstätten wählen und den Montage-Service gegen Aufpreis hinzubuchen. Egal wo man kauft: Bei den Neureifen sollte man auf ein frisches Produktionsdatum achten - „fabrikneu“ sollte in der Regel nicht älter als zwei bis drei Jahre sein. 

Was ist direkt nach dem Wechsel zu beachten?
Neue Reifen brauchen rund 200 bis 300 Kilometer, bis Trennmittel und Mikrorauigkeit eingearbeitet sind. Bis diese Einfahrstrecke absolviert ist, fährt man eher defensiv. Zudem empfiehlt es sich, den Luftdruck und den Sitz der Radschrauben nach 50 bis 100 Kilometern zu prüfen.

Wohin mit den Sommerreifen?
Trocken, kühl und dunkel lagern – ideal sind Garage oder Keller. Kompletträder stapelt man liegend oder hängt sie an Wandhalter, lose Reifen stellt man senkrecht und dreht sie gelegentlich. Wer keinen Platz hat, nutzt das Einlagerungsangebot von Werkstätten.